Schwieriges Licht

Seit Steve Schild sich für die Mars One Mission beworben hat, verfolge ich dieses Projekt mit viel Interesse und Bewunderung.

Im November 2013 führte ich ein Fotoshooting mit Steve durch. Darauf folgte die Anfrage, ob ich die MarstronautNight fotografisch dokumentieren würde. Die Zusage war schnell ausgesprochen. 🙂

Doch was bedeutet es überhaupt einen solchen Event fotografisch zu begleiten?

Am 27. Februar postete ich folgendes Foto bei Facebook, nachdem ich meine Fotoausrüstung für den Event bereit gestellt hatte:

Fotoausrüstung für Reportagefotografie

VORBEREITUNG

Vor der Bereitstellung machte ich mir jedoch einige Gedanken zum Anlass. Was für Bilder will der Veranstalter, wo liegen die Herausforderungen, welche Hindernisse sind zu erwarten usw. Darauf basierend bereitete ich mich wie folgt vor:

– Abklärung per Mail: Was erwartet der Veranstalter für Bilder und wozu werden sie verwendet
– Anfrage für einen Ablaufplan
– Aufladen aller Akkus (3 Stk. für Nikon D800, 2 Stk. für Olympus OM-D E-M5)
– Bereitstellung von genügend Speicherkarten (6 Stk. 32 GB SD Karten)
– Check der beiden Kameras: Nikon D800, Olympus OM-D E-M5
– Nikkor AF-S 85mm F 1:1.8 G, Sigma 12-24mm F 1:4.5-5.6 II DG HSM, Sigma 120-400mm F 1:4.5-5.6 APO HSM,
– Olympus M.Zuiko 17mm (entspricht 34mm bei Kleinbild) F 1:1.8
– Nikon Speedlight SB-800 mit einem 24er Pack Ersatzbatterien
– Kompaktes Fotostativ: Benro A250F
– MacBook Pro 13″ mit Netzgerät

Dazu googelte ich im Internet noch fleissig nach Anleitungen wie man an Events am besten fotografiert.

Mit den ausgewählten Geräten hatte ich das Gefühl ganz gut ausgerüstet zu sein und mit dem dazu Gelesenen ganz gut vorbereitet zu sein.
Das sollte sich noch als Trugschluss heraus stellen.

AUF ZUM ANLASS

Früh genug fuhr ich nach Winterthur ins Technorama. Eine perfekt gewählte Location für die MarstronautNight.

Es war schon ganz schön was los als ich eintraf. Die letzten Vorbereitungen waren in vollem Gange. Obwohl Steve von allen Seiten in Anspruch genommen wurde zeigte er mir in aller Ruhe die ‚VIP Lounge‘. Ein separates Konferenz Zimmer stand den special Guest zur Verfügung und ich durfte mich ebenso in diesem Raum ausbreiten und einrichten. Fühlte mich wie ein VIP Guest. 🙂

ERSTE TESTBILDER

Da ich ziemlich nervös war wollte ich möglichst rasch erste Testaufnahmen machen um festzustellen ob ich mit den Lichtverhältnissen klar komme.
Zu meiner Überraschung hatte es in der Halle und in der Aula genügend Licht um ohne Blitz zu fotografieren.

MarstronautNight - Testaufnahmen MarstronautNight - Testaufnahmen

NUN GALT ES ERNST UND DIE PROBLEME KAMEN

Mit einem guten Gefühl wartete ich auf die eintreffenden Gäste. Zusätzlich betraten immer mehr Leute mit Filmkameras und Mikrophonen ‚bewaffnet‘ den Raum.

Und plötzlich kam ich ziemlich ins Schwitzen. Die Leute standen nicht unbedingt so wie ich mir das vorstellte. Das Licht traf schwergewichtig von der Fensterfront ein. Ungünstig, wenn man gegen diese Lichtwand fotografieren muss. Bei Gegenlicht und ohne Blitz wird das nichts:

Eventfotografie und seine Tücken

In der Aula wurde das Licht ausgeschaltet und der Scheinwerfer beleuchtete nur noch den Boden und die Füsse der Referenten. Der Kopf befindet sich plötzlich im Schatten. Geht ja gar nicht.

Eventfotografie und seine Tücken

Später wurde das Licht in der Halle ausgeschaltet. Den Raum beleuchteten nun nur noch ein paar Discolichter. Beste Bedingungen für schlechte Bilder.

Eventfotografie und seine Tücken

RASCH UMDENKEN UND HANDELN

Die Problematik in der Empfangshalle löste ich so wie es die Filmteams taten. Ich positionierte mich, wenn immer möglich so, dass ich die Fensterfront im Rücken hatte. Dadurch wurde die Fensterfront zu einer überdimensionalen ‚Studiolampe‘.

Fensterfront als Lichtquelle nutzen

 

Leicht Seitlich funktionierte auch ganz gut. Alles, nur nicht gegen die Fensterfront.

Fensterfront als Lichtquelle nutzen

Puh, Problem gelöst.

Nikon D800, Sigma 120-400mm bei 220mm, ISO 400, F 5.3, 1/30 Sek.

Fensterfront als Lichtquelle nutzen

Für die fürchterliche Lichtsituation in der Aula benötigte ich eine andere Lösung. Blitzen wollte ich soweit möglich vermeiden. Wenn es nicht anders ging, benutzte ich trotzdem den Blitz. Mit dem integrierten Blitz der Nikon D800 und Olympus OM-D produziert man jedoch unschöne Schlagschatten.

Nikon D800, Nikkor 85mm, ISO 400, F 3.3, 1/125 Sek., Integrierter Blitz

Schwieriges Licht

Schöner wurde es als ich eine andere Position einnahm und näher ran ging.

Nikon D800, Nikkor 85mm, ISO 1600, F 2.0, 1/500 Sek. ohne Blitz

Schwieriges Licht

Und wenn es dann gar nicht anders ging, musste Adobe Lightroom helfen.

Nikon D800, Sigma 12-24mm, 23mm, ISO 6400, F 5.6, 1/250 Sek., Bild als RAW (NEF) aufgezeichnet

Schwieriges Licht

In Adobe Lightroom kann man Lichtkreise setzen. Durch abdunkeln oder aufhellen kann man den störenden Lichtkegel kompensieren. Dank dem RAW Format kann man hier ziemlich stark korrigieren. Auch Helligkeitsverläufe kann man mit der selben Technik korrigieren.

Und als letztes Beispiel die Situation mit dem ausgeschalteten Licht. Hier half eine manuell eingestellte Belichtungseinstellung in Kombination mit einem Aufhellblitz.

Dank der langen Belichtungszeit von 1/30 Sek. wurde die Umgebung mit einem warmen Stimmungslicht eingefangen. Mit dem Aufhellblitz wurde die Person zusätzlich ausgeleuchtet.

Nikon D800, Nikkor 85mm, ISO 400, F 2.0, 1/30 Sek., Aufhellblitz

Eventfotografie und seine Tücken

BILDER, BILDER UND NOCH MEHR BILDER

Ich fotografierte knapp 10 Stunden. Dabei entstanden rund 500 Bilder. Davon wählte ich knapp 170 Bilder aus.
Die selektionierten Bilder bearbeitete ich mit Adobe Lightroom in rund 2 Stunden, so wie ich es mir wünschte.

Dabei bearbeitete ich hauptsächlich folgende Punkte:
– Bildausschnitt
– Historgramm / Tonwertkurve
– Tiefen / Lichter
– Schärfe / Rauschreduzierung

Danach exportierte ich die Bilder direkt aus Lightroom auf mein neu eingerichtetes Flickr Konto. Die Bilder reduzierte ich während dem Export auf eine Kantenbreite von 2000 Pixeln. Der Upload dauerte nur wenige Minuten.

Hier seht Ihr das Ergebnis der publizierten Bilder >>>

FAZIT

Im Brennweitenbereich von 28 – 70mm vergass ich schlichtweg Zoom-Objektive einzupacken. Dank dem 17 (34mm) und dem 85mm konnte ich diesen Fehle etwas umschiffen.

Für einen solchen Anlass benötigt man Objektive von höchster Güte und hoher Lichtstärke. Die beiden Sigma 12-24 und 120-400 Objektive erwiesen sich für die Eventfotografie eher als ungeeignet.

Die Olympus OM-D E-M5 konnte mit dem lichtstarken 17mm F 1:1.8 erfreulich gut mit der Nikon D800 mithalten. Mit dem lichtschwachen Standard Zoom hätte ich jedoch grössere Probleme bekommen.

Mit der Olympus OM-D machte ich 192 Bilder. Dabei leerten sich die beiden Akkus so stark, dass ich einen Akku zwischendurch nachladen musste. Die Nikon D800 begnügte sich für 270 Bilder hingegen mit einer 1/3tel Akkuladung. Hier wurde mir klar, dass ich mir für die Olympus wesentlich mehr Energie benötigt.

Die Eventfotografie ist sehr anspruchsvoll. Es benötigt ein ganz anderes Equipment und anderes Vorgehen als z.B. im Fotostudio. Bevor man sich für einen solchen Anlass als Fotografen verpflichten lässt, sollte man vorher unbedingt an mehreren Anlässen (z.B. Party, Hochzeit, Messe usw.) üben.

Mit dem Ergebnis meiner Bilder bin ich ganz zufrieden. Die Eventfotografie wird jedoch kaum mein Fachgebiet.
Trotzdem möchte ich den Anlass nicht missen. Immerhin traf ich am letzten Samstag Leute wie Norbert Kraft, Bas Lansdorp, James Lass und Ken Johnston. Zudem lernte ich einen Uhrenmacher kennen der Uhren aus echten, gebrauchten Raketenbauteilen baut. Dazu schreibe ich jedoch ein anderes Mal.

VERWEISE

Mars One Projekt – www.mars-one.com

Mars One Kandidat Steve Schild – www.steve-on-mars.com 

Bildergalerie MarstronautNight auf Flickr – www.fotofreak.ch/mars

Berichterstattung im Russischen Fernsehen – www.tvc.ru/news/show/id/32907#video

 

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