Heute möchte ich über drei unterschiedliche Olympus Objektive mit Festbrennweite berichten.
Olympus LENS 9mm f8 – Ultra Weitwinkel – Fischauge Objektiv (18mm – KB Äquivalent)
Olympus M.ZUIKO 17mm f1.8 – Leichtes Weitwinkel Objektiv (34mm – KB Äquivalent)
Olympus M.ZUIKO 45mm f1.8 – Portrait – leichtes Tele Objektiv (90mm – KB Äquivalent)
Festbrennweite
Wer sich intensiv mit der digitalen Fotografie beschäftigt wird früher oder später mit der Frage konfrontiert was besser ist: Zoomobjektiv oder Festbrennweite. Wie überall hat alles seine Vor- aber auch Nachteile.
Vorteile:
Gestochen scharfe Bilder bis an die Ränder
Lichtstark
Schönes Bokeh
Kompakt und Leicht
Nachteile:
Teuer
Öfters Objektiv wechseln
Man benötigt mehr Objektive um verschiedene Brennweiten abzudecken
Mehr Objektive benötigen mehr Platz
Unterschiedliche Filtergewinde erfordern Adapter oder mehrere Filter (z.B. ND8 Filter usw.)
Olympus LENS 9mm / f8 (Body Cap / Pancake)
Das 9mm Objektiv bezeichnet Olympus als Fischauge. An der Olympus OM-D E-M5 ergibt das eine Brennweite von 18mm (mit Kleinbild verglichen) was eher einem starken Weitwinkel als Fischauge entspricht.
Diese Linse gehört zu einer eigenen Objektivklasse. Diese Body Cap Lens ist eigentlich ein Objektivdeckel mit dem man fotografieren kann. 🙂
Das Gehäuse besteht rein aus Kunststoff. Es gibt keine Blendensteuerung und nur eine zweistufige Schärfeneinstellung. Mit rund 120 CHF ist es zwar ein sehr teurer Objektivdeckel, aber ein sehr günstiges Festbrennweiten Objektiv.
Qualitativ darf man von diesem Objektiv jedoch nicht zu viel erwarten. Mit Hilfe von Lightroom und Photoshop kann man trotzdem einiges herausholen.
Geeignet für Reise Landschaftsschnappschüsse, Spassaufnahmen (mit viel Bildverzerrung) oder Aufnahmen wo man einfach nicht genügend Platz hat für längere Brennweiten.
Dank hoher ISO Empfindlichkeit der Kamera kann man auch mal bei wenig Licht anständig scharfe Bilder aufnehmen.
Aufnahmebedingungen
Für meine Testaufnahmen eignete sich die alte Spinnerei im Jakobstal Bülach hervorragend. Der Himmel war mit Wolken bedeckt und es war bereits 19 Uhr. Alle Aufnahmen entstanden ohne Stativ um die Grenzen des möglichen auszuloten. Grundsätzlich empfiehlt es sich bei solchen Lichtsituationen wenn möglich ein Stativ zu verwenden.
Olympus M.ZUIKO 45mm f1.8
Das 45mm Objektiv ist ein wirklich geniales Objektiv. Aber Achtung: Wir reden hier von einem Objektiv mit 90mm Brennweite. Damit macht man nicht unbedingt Landschaftsaufnahmen.
90mm eignen sich z.B. sehr gut für Portrait Aufnahmen. Unterwegs kann man vor allem tolle Details aufnehmen. Die durch die offene Blende (f1.8) erhält man je nach Abstand zum Motiv eine sehr geringe Tiefenschärfe. Dies ist auf dem Kameradisplay nicht immer klar zu erkennen. Wie man auf dem folgenden Bild sieht, ist das Gebäude im Vordergrund bereits unscharf.
Dafür ist die Belichtungszeit von 1/1000 Sek. natürlich eine wahre Freude gegenüber der 1/90 Sek. vom 9mm Pancake.
Die Graffitis sehen dank genügend Abstand und einer Blende von f4 ganz OK aus. Doch genau betrachtet ist nur das vordere Graffiti scharf.
Darum ist es sehr wichtig, dass man solch lichtstarke Objektive ausgiebig testet bevor man damit in den Urlaub fährt. Mit etwas Übung weiss man bei welcher Blende ein Bild in welchem Bereich scharf abgebildet wird.
Natürlich soll die Tiefenschärfe gezielt als Stil- resp. Gestaltungsmittel ausgenutzt werden. Doch öfters habe ich es mit der Unschärfe übertrieben und damit das Bild kaputt gemacht. Im Zweifelsfall zwei oder drei Aufnahmen mit z.B. Blende 1.8, 4 und 11 aufnehmen.
Olympus M.ZUIKO 17mm f1.8
Dieses Objektiv spielt in der selben Liga wie das 45mm. Dank der weiten Öffnung kann man sehr gut in Räumen fotografieren. Wenn es sein muss auch mal ohne Stativ.
Die folgende Aufnahme entstand in einem der düsteren Räumen in der alten Spinnerei Jakobstal in Bülach. Bei Sonnenschein wäre eine solche Aufnahme nicht möglich gewesen. Die Lichtdynamik zwischen Licht und Schatten wären immens gewesen. Dank hoher ISO Empfindlichkeit und offener Blende kann man solche Lichtsituationen problemlos meistern. In diesem Fall aus der Hand fotografiert.
Die stark zerfallen Gebäude zu betreten ist zwar verboten und sehr gefährlich. Darum war ich erst zum zweiten Mal hier obwohl es nur 10 Min. von Zuhause entfernt ist.
Bildbearbeitung
Die hier gezeigten Bilder sind nicht „out of the Box“. Viel mehr zeige ich hier, was man mit einer guten Systemkamera, hochwertigen Objektiven und einer Handvoll Bildbearbeitung erreichen kann.
Ich habe die Aufnahmen mit meinem klassischen Workflow in Adobe Lightroom bearbeitet. Danach im vorliegenden Format exportiert und zuletzt mit Adobe Photoshop und Sharpener Pro von Google Nik Collection nachgeschärft. Je nach Motiv habe ich im Lightroom Schwarzweiss Konvertierungen oder andere Bildeffekte eingebracht.
Dieses riesige Antriebsrad entdeckte ich erst beim zweiten Besuch. Ein Motiv welches schon öfters als Kulisse für Aktshootings diente.
Mit dem 17mm Objektiv kann man recht nah an an ein Objekt ran gehen. Natürlich verstärkt sich dadurch der Effekt der Tiefenunschärfe.
Doch auch in einem engen Raum kann man mit dem 45mm fotografieren. Für die folgende Aufnahme stellte ich die Kamera auf das eine Antriebsrad. Die Seile im Vordergrund sind ganz unscharf.
Offenblende
Nun geht es wieder in die Sphären der ’normalen‘ ISO Werte. Wie bereits erwähnt muss man mit der offenen Blende vorsichtig arbeiten. In der folgenden Aufnahme verstärkt die geringe Tiefenschärfe den Tiefeneffekt. Der Blick durch das Mauerloch macht einem zum Voyeur.
Bei der folgenden Aufnahme liegt die Schärfe nur auf der schwarzen Einstellskala. Das Drehrad selbst ist bereits unscharf. Hier hätte mir nur ein Stativ und eine kleinere Blendenöffnung geholfen um die wichtigen Komponenten (Drehrad und Skala) scharf abzubilden.
Chromatische Aberration
Folgende Aufnahme zeigt, dass auch die qualitativ hochwertigen Objektive bei gewissen Lichtsituationen ihre Schwächen zeigen. An den metallenen Stromleitern hat es einen deutlichen Violett Saum.
Das ist jedoch die einzige Aufnahme wo ich diesen Effekt so stark beobachtete.
Objektiv Wahl
Das 45mm (90mm) Objektiv eignet sich für Portraits, Detailaufnahmen, Blumenbilder uvm.
Dagegen eignet sich das 17mm (34mm) bestens für Übersichtsaufnahmen, Landschaftsbilder, Gebäude usw.
Das 9mm (18mm) hilft zu guter Letzt bei engen Räumen, Landschaftsbildern und Spassbildern wo man die Verzerrung bewusst einsetzen kann.
Dieses Objektiv macht Sinn, wenn man nur ab und zu extreme Weitwinkel Aufnahmen macht. Ambitionierte Landschaftsfotografen sollten hingegen etwas mehr Geld in ein hochwertiges Ultra Weitwinkel investieren.
Es folgen weitere Impressionen aus meinem kleinen Exkurs in die alte Spinnerei Jakobstal in Bülach.
Olympus M.ZUIKO 17mm vs. 45mm
Nachfolgend ein Motiv mit den beiden lichtstarken M.ZUIKO Objektiven aufgenommen. Wie man sieht kann man mit beiden Objektiven den selben Ausschnitt aufnehmen. Mann muss nur ein paar Schritte vor resp. zurück machen.
Die unterschiedliche Brennweite hat deutliche Auswirkungen: Die Perspektive ändert sich durch die unterschiedlichen Brennweiten.
Je nach Motiv kann man diesen Effekt stilvoll einsetzen. Im Falle des Sofas gefällt mir die 17mm Version deutlich besser.
Bei der Bildqualität konnte ich in den unbearbeiteten Versionen und 100% Ansicht keine markanten Unterschiede feststellen. Mein Fazit ist daher, dass beide Linsen etwa gleichwertig sind.
Fazit
Die M.ZUIKO 17mm und 45mm Objektive von Olympus sind fast ein Muss für jeden ambitionierte Olympus Hobby Fotografen. Die Qualität ist hervorragend in Sachen Schärfe und Farbwiedergabe. Beide Objektive machen einen sehr robusten Eindruck.
Die unterschiedlichen Gewindedurchmesser von 37mm und 46mm sind eher exotisch. Filteraufsätze wie ND oder UV Filter müssen mit den entsprechenden Gewinden gekauft werden.
Das relativ günstige Olympus LENS 9mm Objektiv ist ein guter Begleiter für gelegentliche Ultraweitwinkel Aufnahmen. Das Kunststoff Objektiv macht einem dem Preis entsprechenden Qualitätseindruck. Durch die geringe Grösse und das niedrige Gewicht findet diese Linse immer einen Platz. Die Schärfe kann man nur in zwei Stufen einstellen: Weit oder nah. Der Hebel dazu ist rastet nicht sauber ein und verstellt sich unter Umständen unbemerkt.
Tipp
Super Testbericht und hammermässig gute Bilder mit der 9mm Body Cap Lens von Robin Wong
Robin Wong: Testbericht vom Olympus M.ZUIKO 17mm und coolen Bildern Teil 1 / Teil 2
Testbericht von Robin Wong über das M.ZUIKO 45mm mit fantastischen Bildern Teil 1 / Teil 2