Dass meine Bilder allesamt nachbearbeitet sind ist kein Geheimnis. Vielen Bildern sieht man es gleich an, dass diese durch die Mühlen von Photoshop und Co. gelaufen sind. Bei anderen sieht man es etwas weniger.

Für mich ist die Bildbearbeitung ein ganz normaler Prozess der genau so dazu gehört wie das Fotografieren selbst. Meistens investiere ich etwa zwei Drittel der Zeit in die Bearbeitung und nur ein Drittel ins Fotografieren.
Bilder entstehen nach dem Fotografieren. Doch die Entstehung des Bildes geschieht teilweise bereits vor dem fotografieren.

Geplante Bildidee

Die Bildidee entstand im folgenden Fall bereits vor unserer Schottland Reise. Via Google Earth entdeckte ich diesen Platz. Ich fand ein Bild mit einem Baum der im Wasser steht. Der Hintergrund war milchig resp. neblig.

Wenn es in der Praxis anders aussieht

Als wir dann am Bein Eigne Trails Car Park ankamen musste ich feststellen, dass die Bäume zur Zeit nicht im Wasser standen. Dazu kam, dass es unerträglich viele dieser kleinen schottischen Mücken (Midges) hatte.
So musste ich mich vom geplanten Motiv verabschieden und rasch was anderes versuchen. Die Mücken stressten mich so sehr, dass ich gerade mal 12 Fotos machte an diesem Platz.

Ich plante eine High Key Aufnahme und machte darum bewusst ein paar überbelichtete Aufnahmen.

Loch Maree und der Baum
Loch Maree und der Baum

Vom Foto zum Bild mit Hilfsmitteln

Die Rohaufnahmen am Loch Maree gaben alle nicht sehr viel her. Und so beginnt der Weg vom Foto zum Bild.

Vom Ausschnitt her war bereits bei der Aufnahme klar, dass es ein 16:9 Format geben soll. Leider hatte ich den Baum auf der rechten Seite bei der Aufnahme zu knapp beschnitten. Solche Fehler passieren, wenn man sich nicht konzentriert resp. von ein paar Mücken ablenken lässt. 🙂

Loch Maree - Originalaufnahme
Loch Maree – Ursprüngliche Originalaufnahme

Da die Aufnahme nicht durch Farben brilliert, entsättigte ich die Farben und überlagerte sie zusätzlich mit einem Braun-Ton. Den Bildausschnitt veränderte ich auf das 16:9 Format.
Von der Rohaufnahme bis zum endgültigen Bild führte ich sehr viele kleine Bearbeitungsschritte durch. Im Nachhinein kann ich gar nicht mehr alle Schritte aufzählen.

Gerade diese praktisch nicht reproduzierbaren Schritte machen aus dem Fit ein Bild. Ein Unikat wie man es kein zweites Mal aufnehmen und bearbeiten kann. Ob es einem gefällt oder nicht ist schlussendlich Geschmacksache.

Sligachan

Ein zweites Beispiel habe ich noch von einer Aufnahme bei Sligachan. Diese Aufnahme entstand ganz anders. Hier nahm ich ein Reisefoto und bearbeitete es nachträglich so, bis es mir gefiel und mich an die damalige Stimmung erinnert.

Das Rohbild entstand als wir am Abend noch einen spontanen Fussmarsch einlegten. Wir hatten kein spezielles Ziel, folgten einfach einem Fusspfad.
Ein Wegweiser schlug ein paar Routen vor: L Coruisk 7.3 Meilen, Glenbrittle 14 Meilen, Elgol 10.7 Meilen und Kilmarie 9.5 Meilen an. Also Wanderrouten die man nicht so eben in einer Stunde bewältigt.

Entsprechend fantastisch war der Eindruck der Weite. Wegen dem Nebel wer es jedoch schwer diesen Eindruck festzuhalten. Und so entstand ein Bild (siehe Originalaufnahme unten) wie es wohl auf vielen Festplatten unbeachtet herum liegt.

Sligachan
Sligachan

Im Nachhinein aus dem Foto ein Bild kreieren

Und wieder mussten meine Freunde Lightroom und Photoshop Pate stehen und meine Ideen am Foto umsetzen.
Um die empfundene Weite darzustellen entschied ich mich für einen Panorama Ausschnitt. Den Effekt verstärkte ich zusätzlich mit einem ‚Cinemascope Streifen‘.
Dazu erhöhte ich die Farbsättigung welche auf den RAW Bildern ja grundsätzlich schwach ausgeprägt ist. Die Wolken verstärkte ich durch einen Belichtungskorrektur Verlauf. Andere verwenden dazu z.B. Lee Filter, bereits bei der Aufnahme.
Die Verwendung von Filtern ist insofern besser, weil die Bildkorrektur bereits auf dem Rohbild stattfindet. Man kann so die schwierigen Lichtverhältnisse besser kontrollieren. Ohne Filter muss man das Foto unbedingt unterbelichten, ansonsten hat es am Himmel nur noch eine weisse Fläche.
Für mich sind auf die Objektive vorgesetzte Verlaufsfilter auch eine Form der Bildbearbeitung. Das sehen aber nicht alle so. Aufnahmen die mit aufgesetzten Korrekturfiltern entstanden, werden oft als Originalaufnahme angepriesen. Na ja…

Nun, die Originalaufnahme würde ich bestimmt nicht für unser Schottland Fotobuch verwenden. Das bearbeitet Bild hingegen hat durchaus gute Chancen einen Platz im geplanten Fotobuch zu erhalten.

Sligachan - Originalaufnahme
Sligachan – Originalaufnahme

Viele Reise- und Landschaftsbilder Bilder sind bearbeitet

In Hochglanz Magazinen und Modeprospekten ist in der Zwischenzeit bekannt, dass diese Bilder allesamt mit Photoshop bearbeitet sind.

In der Landschafts- und Reisefotografie sind die Betrachter diesbezüglich noch nicht so sensibilisiertund teils leichtgläubig. Darum zeige ich immer mal wieder Original Aufnahmen, welche man mit den bearbeiteten Bildern vergleichen kann.
Seit längerem beobachte ich z.B. den Facebook Kanal „World Class Photographers„. Und ich kann Euch garantieren, dass sehr viele dieser Aufnahmen mehr oder weniger mit Photoshop und anderen Hilfsmitteln aufgeschönt wurden.
Also wenn das nächste Urlaubsbild mal nicht so glänzt wie bei den „World Class Photographers“, dann nicht verzagen. Vielleicht braucht es einfach noch etwas Photoshop Arbeit.

Ich möchte an dieser Stelle noch betonen, dass es auch (wenige) Fotografen gibt die ihre Bilder praktisch nicht bearbeiten. Vor diesen Profis habe ich grossen Respekt!

 

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