Im März 2013 machte ich in meinem Fotostudio bereits einen Vergleichstest zwischen der Nikon D800 und der Olympus OM-D.

Das Ergebnis für die Olympus OM-D E-M5 fiel gegenüber der Nikon D800 erstaunlich positiv aus, obwohl ich dabei Birnen mit Äpfeln verglich. Das ‚bemängelten‘ korrekterweise auch ein paar aufmerksame Blogleser. Denn ich verwendete an der D800 ein qualitativ hochwertiges Makro Objektiv (ca. 1500 CHF) und der ‚kleinen‘ OM-D verpasste ich ’nur‘ das Kit-Zoom 12-50mm (ca. 400 CHF).

Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5
Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5 (mit iPhone 5 aufgenommen)

So nutzte ich unseren jüngsten Nationalfeiertag um einen erneuten Vergleich durchzuführen. Wie gesagt erheben meine Tests keinerlei Laboransprüche. Trotzdem hilft das Ergebnis vielleicht dem einen oder anderen bei seiner Entscheidung bei der Wahl seiner nächsten Kamera.

Testkandidaten:

Nikon D800 mit Nikkor AF-S 85mm 1:1.8 G – DSLR Vollformat Kamera
Strassenpreis: Nikon D800 ab 2200.- CHF / Nikkor 85mm ab 470.- CHF
Anschaffungswert: 2670.- CHF
Olympus OM-D E-M5 mit M.ZUIKO 45mm 1:1.8 – Systemkamera mit Crop Sensor
Strassenpreis: Olympus OM-D E-M5 ab 990.- CHF / M.ZUIKO 45mm ab 390.- CHF
Anschaffungswert: 1380.- CHF

Beide Objektive liegen in einer eher günstigen Preisklasse. Die maximale Blendenöffnung liegt bei beiden bei f 1.8. Da es sich um Objektive mit Festbrennweite handelt, ist die Bildqualität wesentlich besser als bei Zoom Objektiven.

Testanordnung:

Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5
Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5 (mit iPhone 5 aufgenommen)

Beide Kameras standen auf einem Stativ (D800 auf Manfrotto 190DB / OM-D E-M5 auf Benro A250F).
Ich stellte die Bildausschnitte möglichst identisch ein. Die Nikon hat bei einem Cropfaktor 1 eine effektive Brennweite von 85mm (Kleinbild Äquivalent). Die Olympus hat einen Cropfaktor 2. Somit entspricht die Brennweite bei 45mm * 2 einer Brennweite von 90mm (Kleinbild Äquivalent).

Autofokus, Auto Weissabgleich, RAW Format (also nicht im JPG Format), Modus A (Aperture, Zeitautomatik), ISO 100

Die Blende wurde jeweils manuell eingestellt. Die Lichtwerte wählten beide Kameras, bis auf wenige Ausnahmen, immer die selben. Somit kann man sagen, dass die Belichtungsmessung beider Kameras in etwa gleichwertig ist. Ausgelöst wurden beide Kameras jeweils Zeitgleich.

Ganz Wichtig: Für beide Kameras habe ich eine RAW Grundbearbeitung angewendet, welche ich auf alle Bilder beim Import in Lightroom benutze. Bei den folgenden Testbildern habe ich diese Grundbearbeitung bereits angewendet! Die Bilder sind also nicht ‚Out of the Box‘.

Erste Testserie:

Outdoor Motiv bei bedecktem Himmel. Sonne stand im Vordergrund und drückte etwas durch die Wolken.

Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5
Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5

Die Nikon hat mit 36 Megapixel eine wesentlich höhere Auflösung als die Olympus OM-D E-M5 mit 16 Megapixel. Ich skalierte mit Photoshop CC 2014 beide Bilder auf die identische Bildgrösse herunter.
Ich würde schätzen, dass 90% aller Bilder im Internet präsentiert werden. Entsprechend werden die meisten Bilder in der Auflösung massiv herunter skaliert. Die höhere Auflösung der Vollformat Kamera D800 hat insofern den Vorteil, dass man im Nachhinein einen Ausschnitt einer Aufnahme auswählen kann und immer noch eine genügend hohe Auflösung für eine Internetpräsentation hat. Der Praxistest fokussiert sich daher auf die Fotografie für Internetpräsentation.

100% Cropfaktor – 1:1 Pixel Ausschnitt:

Das folgende Bild zeigt von obigen Aufnahmen einen 100% Ausschnitt. Hier wurde nichts verkleinert. Darum sind die Bildausschnitte auch unterschiedlich.
Die D800 liefert Bilder in der Auflösung von 7360 x 4912 Pixeln. Die E-M5 liefert 4608 x 3456 Pixeln.

Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5
Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5

Zweite Testserie:

Diese Serie entstand in die entgegengesetzte Blickrichtung der vorherigen Aufnahme. Die Sonne zeigte sich ein bisschen mehr und stand im Rücken der Kameras.

Eine Auswahl bei verschiedenen Blendenöffnungen:

Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5
Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5

Dritte Testserie:

Bei folgender Aufnahme gibt es keine ‚Tiefe‘. Was passiert bei verschiedenen Blendenöffnungen?

Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5
Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5

Vierte Testserie:

Und nun noch das Gegenteil, eine Aufnahme mit viel Tiefe. Einzig bei dieser Serie belichteten die beiden Kameras recht unterschiedlich.

Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5
Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5

Welches Bild passt zu welcher Kamera?

So, nun ist es Zeit für ein kleines Quiz 🙂 Ich habe die D800 Aufnahme so verkleinert, dass sie zur Auflösung der OM-D E-M5 Aufnahme passt.

Welches ist die Kamera1, welches die Kamera 2?

Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5
Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5
Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5
Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5 (mit iPhone 5 aufgenommen)

Die Lösung:

Kamera 1 – Nikon D800
Kamera 2 – Olympus OM-D E-M5

Fazit:

Nun, ich bin glücklich, dass ich beide Kameras habe. Denn beide haben ihre Qualitäten, Vorzüge aber auch Nachteile und Schwächen. Es kommt immer darauf an was und wie man fotografieren möchte.

Ich verzichte bewusst auf die ‚Zerpflückung‘ von Schärfe, Bilddynamik, Farben, Bokeh, Bildrauschen, Vignettierung, chromatische Aberration oder ISO und Bilder/Sekunde. Jeder kann die Vergleichsbilder selbst beurteilen. Sieht man einen Unterschied? Ist der Unterschied gross? Ist der Unterschied relevant? Was ist für mich wichtig, was weniger?

Im Fotostudio und bei Outdoor Peopleshootings arbeite ich sehr gerne mit der Nikon D800. Hingegen nehme ich auf Wanderungen und Reisen nur noch die Olympus OM-D E-M5 mit. Die Qualität steht dabei gar nicht so im Vordergrund. Es geht viel mehr um die Haptik, um Gewicht, Grösse usw.

In der Nacht wollte ich noch ein paar Testaufnahmen vom Sternenhimmel machen. Dabei stellte ich fest, dass hier die OM-D schwächelte. Der Vollformat Sensor der D800 hat hier ganz klar seine Vorteile. Dagegen ist der Livebulb Modus der OM-D einfach Genial. Durch zunehmende Restriktionen (Gewicht, Volumen) beim Flug-Reisegepäck spielen Grösse und Gewicht eine immer wichtigere Rolle. Hier punkten die System Kameras gegenüber den DSLR Kameras.

Bei der Landschaftsfotografie machen die Cropfaktoren es richtig schwierig, weitwinklige, verzerrungsfreie Objektive zu finden. Bei der Vollformat Kamera hat ein 8mm Fischauge auch wirklich 8mm. Bei der Olympus sind 8mm bereits 16mm und trotzdem ist das Bild stark verzerrt in Richtung Fischauge.

Nikon brachte vor kurzem den Nachfolger der D800, die Nikon D810 auf den Markt. Eine absolut geniale Kamera. Um die Vorzüge einer solchen Hightech Kamera zu nutzen, muss man entsprechend gute Objektive anschaffen. Wer mit einem 18 – 300mm Universal Zoom fotografieren will liegt mit der D800/D810 komplett falsch. Hier muss man ein vielfaches des Kamerawertes in Objektive investieren um die Qualitätsvorzüge voll auszunutzen.

Für ambitionierte Hobby Fotografen lohnt es sich nur noch selten in teure DSLR Kamerasysteme zu investieren. Die Unterschiede sind teilweise so gering, dass diese im Hobbysegment fast nicht merkbar (sehbar) sind. Es gibt in der Zwischenzeit so viele gute Systemkameras abseits von Conon, Nikon und Co., dass es sich durchaus mal lohnt ‚fremd zu gehen‘. Schaut Euch mal bei Sony, Fuji, Olympus, Samsung usw. um. (Tipp: Systemkamera Forum)

Schlussbemerkung:

Die teuerste oder beste Kamera nützt einem nichts wenn man damit nicht fotografieren kann. Investiert lieber etwas Geld in Fotokurse, Fotoreisen, Workshops und in Kurse für Bildbearbeitung und spart dafür ein wenig beim Kamera Body. Investitionen in gute Objektive lohnen sich in den meisten Fällen. Lichtstarke Festbrennweiten sind dabei besser als lichtschwächere Zoomobjektive.

Am Schluss zählt für mich immer nur das Endergebnis. So habe ich als Hobbyfotograf viel Freude an meinen neusten Schottland Bildern. Diese entstanden mit der Olympus OM-D E-M5. Letztens führte ich ein Outdoor Shooting mit der Schweizer Mundart Rapper Gruppe „EIBAHN“ durch (zum Bericht). Dabei arbeitete ich lieber mit der Nikon D800.

Ich wäre aber kein Technikfreak, wenn es mich nicht reizen würde die neue Nikon D810 auszuprobieren. Einfach mal in die Hände nehmen und durchgucken … 🙂

2 thoughts on “Nikon D800 vs. Olympus OM-D E-M5 – Umfangreicher Praxisvergleich”

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