Dieses Thema wird uns in der Zukunft noch viel intensiver beschäftigen.

Gesetze, Vorschriften, Regeln und Verbote im Bereich des Filmes, Überwachens und Fotografierens werden immer komplizierter. Dass die Europäische Union in der Schweiz auch noch mitreden will, macht das Ganze nicht einfacher.

Die Absurditäten gehen in alle Richtungen. Da gibt es z.B. den tschechischen Hausbesitzer der sein Haus überwacht. Durch eine Aufnahme werden zwei Einbrecher identifiziert und auf Grund dessen verhaftet. Einer der Einbrecher klagt den Hausbesitzer wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte an und bekommt beim Europäischen Gerichtshof Recht (Pressebericht).

In London waren bereits im Jahr 2010 rund 4,5 Millionen Überwachungskameras installiert! Gemäss Pressebericht ergibt das eine Kamera pro 13 Einwohner. „Big brother is watching you“. Trotz dieser brutalen Überwachung gelingt es der Polizei kaum, mehr Verbrechen aufzudecken oder gar zu verhindern.

Der Bund hat Gestern einen aktuellen Bericht (mit dem etwas speziellen Titel „datum 2014“) zu diesem Thema veröffentlicht.

Als Technikfreak, Hobby Fotograf und Blogger bin ich mit dem Thema fast täglich konfrontiert. Dabei betrifft mich ein ganzes Spektrum der Gesetze zum Thema Persönlichkeitsschutz. Jeder der ein Smartphone besitzt, Bilder ins Facebook postet oder einen Staubsaugerroboter mit integrierter Kamera besitzt sollte sich mit der Thematik auseinander setzen.

Webcam

Ich betreibe auf meiner Webseite www.lufingen-info.ch drei Webcams. Das Gesetz sagt deutlich, dass man auf öffentlichen Webcams keine Menschen erkennen darf.

EDÖB – Datenschutzkonformer Betrieb von Webcams

Zusammen mit Tausenden von anderen Schweizer Webcams erfüllen mindestens zwei meiner drei Kameras diese Auflage nicht. Ich würde schätzen, dass über 60% der Schweizer Webcams nicht dem Gesetz entsprechen. Skilifte, Parkplätze, Flugplätze, Campingplätze und sogar Restaurant-Kantinen werden live ins Internet gestreamt.

Videoüberwachung

Als Technik-Freak betreibe ich natürlich auch ein paar Video Überwachungskameras. Nicht weil ich besonders schützenswerte Güter besitze sondern weil mich die Technik fasziniert. Bereits zweimal zeichnete ich mit den IP Kameras Einbrecher auf.

EDÖB – Videoüberwachung durch private Personen

Wichtigste Punkte: Die Kameras dürfen nur das eigene Grundstück ‚filmen‘. Eingangs des Grundstücks muss deutlich gekennzeichnet sein, dass das Privatgrundstück Videoüberwacht ist. Wir sind also gesetzlich verpflichtet den Einbrechern mitzuteilen, dass sie hier besser eine Gesichtsmaske aufsetzen bevor sie einbrechen.

Drohnen (Multikopter)

Ich besitze zwei Multikopter welche zur Kategorie Drohnen gehören. Hier begibt man sich gleich auf zwei verschiedene Eisflächen. Einerseits gilt das Gesetz vom

BAZL (Bundesamt für Zivilluftfahrt) Flugsicherheit, Rechte und Pflichten,

anderseits kommt wiederum das Gesetz

EDÖB (Eidgenössischer Datenschutz- und Öffentlichkeitsschutz) – Drohnen / Multikopter und der Persönlichkeitsschutz

zur Anwendung.

Zu diesem Thema gibt es unzählige Berichte, Blogs und Porendiskussionen welche die Verwirrung und Verunsicherung dokumentieren. Die wichtigsten Punkte sind im Merkblatt „Wo darf ich meinen Multikopter fliegen – und wo nicht (PDF)“ festgehalten.

Der Bund betreibt übrigens selbst fleissig Drohnen, filmt damit und verfolgt Verbrecher. Diese Drohnen sind jedoch wesentlich grösser als unsere Spielzeuge und die Kameras zoomen in ganz anderen Dimensionen.

Dashcam – Videoaufzeichnung in Fahrzeugen

Mit einem kleinen Mikroprozessor Board Raspberry Pi baute ich den Prototyp einer Dashcam. Damit kann man z.B. Velofahrer filmen die bei Rot über das Lichtsignal fahren, darf man aber nicht.

EDÖB Erläuterung zu Videoüberwachung in Fahrzeugen (Dashcam)

Das Gesetz der Dashcams ist meiner Meinung nach recht schwammig. Ich interpretiere den Schlusssatz „Aus diesen Gründen ist auf den Einsatz von Dashcams auf öffentlichem Grund zu verzichten.“ als Empfehlung und nicht als Verbot. Somit kann man meiner Meinung nach vorerst Dashcams als ‚halbkrimineller‘ weiterhin betreiben.

Videoaufzeichnungen bei der Polizei sind natürlich erlaubt und werden schon seit vielen Jahren eingesetzt.

Bilder im Internet

Erstaunlicherweise sehen viele Personen welche obige Gesetze, Verbote und Regelungen absolut begrüssen, es bei diesem Thema nicht so eng. Man macht z.B. ein Foto vom seinem Kind am ersten Kindergartentag. Das Foto wird per Smartphone direkt ins Facebook gepostet. Im Hintergrund sind weiter Kinder zu sehen. Ist das erlaubt? NEIN!

EDÖB Veröffentlichung von Fotos

Auf Facebook werden mehrere Hundert Millionen Fotos pro Tag! hochgeladen. Weltweit auf allen Plattformen sind es es gar mehrere Milliarden. Dazu kommen über 100’000 Stunden Filmmaterial pro Tag (nur Youtube). Diese werden pro Tag über 4 Milliarden Mal angeschaut.

Das Gesetz regelt das veröffentlichen von Bildern relativ klar. Grundsätzlich darf man bis auf wenige Ausnahmen Bilder von Menschen nicht ohne deren Einwilligung veröffentlichen. Leider interessiert das nur die wenigsten Menschen. Ich schätze daher dass über 90% der abgebildeten Menschen ohne Erlaubnis veröffentlicht wurden.

Wichtig: In jedem Land sind die Bildrechte unterschiedlich geregelt! Besonders bei Reisen ins Ausland sollte man sich vorgängig erkundigen.
So darf man z.B. den Eiffelturm bei Nacht nicht fotografieren (Expat News). Dass das Thema der Bildveröffentlichung nicht so einfach ist zeigt auch der Wikipedia Eintrag zum Thema Panoramafreiheit.

Die Gefahr auf eine Klage mit rechtlichen Folgen oder gar Busse ist sehr gering. Darum kümmert es nur wenige Menschen, welche durch eine solche Veröffentlichung Probleme bekamen, gemobbt oder gestalkt wurden, den Job verloren usw.

Fazit

Der Kampf ist eröffnet. Bereits plant man Foto- und Smartphone freie Zonen. Es wird an Lösungen getüftelt wodurch Kameras in gewissen Zonen nicht aufzeichnen können. Für Multikopter gibt es bereits Karten mit Sperrzonen wo die Fluggeräte nicht abheben können usw.

Die Aufzählung ist längst nicht vollständig. Doch es zeigt ein wenig die Problematik auf. Bevor man in einer islamischen Kirche ein Foto schiesst, einen Randständigen abknipst oder ein Foto von einem Militärflugplatz ins Facebook postet sollte man kurz inne halten und überlegen ob das OK ist.

Das beste Gesetz ist der Verstand. Nur mit Vernunft und gesundem Menschenverstand kommen wir in Zukunft mit den obigen Themen klar. Der aggressive Drohnenjäger der mit dem Schweizer Armee Gewehr die Drohne abschiessen will genau so wie der dauerknipsende Papi der seine und andere Kinder halbnackt ins Facebook postet sollten mal inne halten und sich in die Seite des Gegenübers versetzen.

Internet, GoPro Hero Kameras, Google Glass, Street View, Webcams, Multikopter und Co. sind unsere Gegenwart. In den nächsten Jahren werden wir mit Filmenden Kontaktlinsen, autarken Fahr- und Flugsystemen, in Menschen injizierten Mikroprozessoren und vielem mehr konfrontiert werden.

Es wird nicht einfacher werden und auch hunderttausend neue Gesetze werden die kommenden Probleme nicht lösen.

Unsere technische Zukunft wird sehr spannend, aber auch herausfordernd werden.

Es ist nicht immer wie es aussieht

Drohnen sind vielen Leuten ein Dorn im Auge. Sich wichtig nehmende Menschen glauben, dass sie von allen Drohnen ausspioniert werden.

Hier eine etwas illustrierte Szenerie:

Aus technischen Gründen haben Hobby Multikopter und Spielzeug Drohnen ein Weitwinkel Objektiv. Dadurch wird alles sehr klein abgebildet. Man muss wenige Meter über dem Liegestuhl fliegen um die Nachbarin im Bikini zu fotografieren. Der Mann springt zum Gewehr und will die Drohne abschiessen.

Big Brother aus der Luft
Drohnenaufnahme aus ca. 50 Meter Höhe. Menschen können aus dieser Distanz nicht mehr erkennt werden.

 

Mit einem Teleobjektiv kann man hingegen sehr stark zoomen. Fotografiert man z.B. aus dieser Ju 52 (oder einem Ballon) mit einem 600mm Objektiv kann man die sonnbadende Nachbarin ganz ’scharf‘ ablichten. Der Mann steht neben der Dame und winkt zum Flugzeug hoch.

JU 52 aus grosser Entfernung
Fotografiert in über 800 Meter Distanz. Viele Details sind erkennbar.

 

 

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