Es kommen immer mehr DSLR und DSLM Kameras auf den Markt welche mit Sensoren jenseits von 30 Megapixeln bestückt sind. Aktuelle Modelle sind z.B. die Nikon D810 36 MP, Canon EOS 5DS/5DS R 50 MP oder im oberen Preissegment Pentax 645Z 51 MP resp. die Hasselblad H5D Serie mit 40, 50 und 60 MP.

Wie bereits im ersten Bericht über die neue OM-D E-M5 Mark II berichtet, arbeitet Olympus weiterhin mit dem bewährten 16 MP Sensor und liefert mittels der Sensor Shift Technik unter gewissen Umständen 40 MP Bilder.

Hier meine ersten Erfahrungen mit dem 40 Megapixel Mode:

Kamera Einstellung und Aufnahme-Bedingungen

Kamera: Die Umschaltung auf die 40 Megapixel Auflösung erfolgt über den Menüpunkt „Serienbildaufnahme/Selbstauslöser/Zeitrafferaufnahme“. Warum diese Einstellung nicht bei der Auflösungseinstellung platziert wurde ist mir nicht ganz klar. Ist der Modus aktiviert wird dies im Display deutlich gekennzeichnet.
Zuvor muss die High Res Shot Funktion jedoch im Menüpunkt 2 „Hochaufl. Aufnahme“ grundsätzlich aktiviert werden. Steht dieser Menüpunkt auf Aus, kann man den 40 MP Modus gar nicht anwählen. Am selben Ort wählt man auch die Aufnahmeverzögerung. Diese kann zwischen 0 Sek. und 30 Sek. eingestellt werden. Ich würde hier mindestens 1 Sek. Verzögerung wählen. Bei 0 Sek. riskiert man ein Verwackeln des Bildes durch das drücken des Auslösers, ausser man startet die Aufnahme über WiFi, Triggrtrap oder ähnlichem.

Im Olympus Handbuch wird bei diversen Kamera Einstellungen darauf aufmerksam gemacht, dass je nach eingestelltem Modus gewisse Funktionen nicht einstellbar resp. abrufbar sind. So auch im High Res Shot Mode.

Einschränkungen: Im High Res Shot Modus kann man die Blende bis max. f/8 schliessen. Der Bildstabilisator ist ausgeschaltet (der wird ja für den Sensor Shift benötigt). ISO ist nach oben auf ISO 1600 beschränkt.

Aufstellung: Die Kamera muss auf einem festen Untergrund stehen, bevorzugt auf einem robusten Stativ. Wird die Kamera bewegt, blinkt das High Res Shot Symbol. Eine scharfe Aufnahme ist in diesem Fall nicht möglich.

Aufzeichnung: Standartmässig wird das 40 MP Bild nur im JPG Format aufgezeichnet. Dass man die Auflösung für das RAW Format umschalten muss, habe ich erst gerade jetzt herausgefunden. Darum basieren folgende Testbilder auf JPG Aufnahmen.

TIPP: Kamera in den High Res Shot Mode umstellen und dann die Bildauflösung von SLF auf SLF+RAW umstellen!

Nun so wird ein JPG Bild sowie ein RAW Bild aufgezeichnet. Die Bildberechnung dauert nach dem Umstellen spürbar länger. Auf der Speicherkarte findet man nun nebst der name123.JPG die zwei Dateien name123.ORF und name123.ORI. Das RAW High Res Bild kann man mittels Olympus Software zu einem hochauflösenden TIFF Bild umwandeln. Ich hoffe, dass es für Adobe Photoshop und Lightroom ein entsprechendes Plugin geben wird.

Bildgrösse: Ein 40 MP Bild benötigt ca. 18 Megabyte für das JPG Bild. Die ORF/ORI RAW Version belegt stolze 120 Megabyte.

Hier ein Grössenvergleich zwischen einem 16 MP und einem 40 MP Bild. Das 40 MP Bild enthält sichtbar mehr Bildinformationen im Vergleich zum 16 MP Bild.

Vergleich Bildgrösse zwischen 16 und 40 Megapixel
Vergleich Bildgrösse zwischen 16 und 40 Megapixel

 

Testbilder

Nun zu den Testbildern. Folgende Testaufnahmen erstellte ich mit dem M.ZUIKO 45mm f/1.8 Objektiv.

Als erstes ein Vergleich bei einem 100% Ausschnitt (also in der Original Auflösung).
Zuerst das normale 16 MP Bild. Als zweites das 16 MP Bild mit Hilfe von Adobe Photoshop CC auf 40 MP hochgerechnet. Zuletzt die 40 MP Aufnahme mit der Sensor Shift Technik aufgenommen.

Zu meiner Überraschung ist das 40 MP Bild tatsächlich noch einen deutlicher Tick schärfer als das hoch skalierte 16 auf 40 MP Bild. Details werden entsprechend feiner abgebildet. Ich sah zwar bereits Testbilder aber man(n) glaubt es ja erst wenn man es selbst gesehen hat.

Vergleich 100% Ausschnitt bei 16 Megapixel, 40 Megapixel, skaliert von 16 auf 40 Megapixel
Vergleich 100% Ausschnitt bei 16 Megapixel, 40 Megapixel, skaliert von 16 auf 40 Megapixel

 

Olympus 40 Megapixel High Res Shot Beispiel Bilder

Hier folgen die Originalaufnahmen der drei Varianten. Bilder anklicken um sie in voller Auflösung zu betrachten. Achtung die Bilder sind zwischen 8 und 23 Megabyte gross.

Vorschau: Original 16 Megapixel (Bildgrösse 8.4 MB)
Vorschau: Original 16 Megapixel (Bildgrösse 8.4 MB)

 

Vorschau: 40 Megapixel Original (Bildgrösse 23MB)
Vorschau: 40 Megapixel Original (Bildgrösse 23MB)

 

Vorschau: Skaliert von 16 Megapixel auf 40 Megapixel (Bildgrösse 13 MB)
Vorschau: Skaliert von 16 Megapixel auf 40 Megapixel (Bildgrösse 13 MB)

 

Was macht Sinn?

Was passiert mit einem 40 MP Bild welches man auf Internetauflösung herunter skaliert?

16 MP, 40 MP, 16 auf 40 MP verkleinert auf 1280 Pixel
16 MP, 40 MP, 16 auf 40 MP verkleinert auf 1280 Pixel

 

Dieses Beispiel macht deutlich, dass 40 MP Aufnahmen für reine Internetpräsentationen absolut keinen Sinn machen. Der Mehraufwand und die Einschränkung der Motivwahl lohnen sich wirklich nur dann, wenn man extrem hoch auflösende Aufnahmen benötigt. Das zusammenrechnen in der Kamera und nachträgliche herunter skalieren macht in den wenigsten Fällen Sinn. Wer von Beginn an weiss, dass die Bilder nur fürs Internet oder fürs A3 Fotobuch benötigt werden kann beruhigt mit 16 MP fotografieren. Ist ein hochauflösendes Megaposter fürs Wohnzimmer geplant kann sich eine „High Res Shot“ Aufnahme jedoch durchaus lohnen.

Wo liegen die Grenzen?

Bei bewegten Motiven funktioniert die Sensor Shift Technologie nicht oder nur sehr beschränkt. Folgende Aufnahmen dokumentieren deutlich, dass auch schon leicht bewegtes Wasser ein sehr unschönes Muster erzeugt. Schwimmt dann auch noch ein Entchen durch das Bild ist es ganz vorbei.

40 MP Aufnahme bei bewegtem Bild - Endergebnis
40 MP Aufnahme bei bewegtem Bild – Endergebnis
40 MP Aufnahme bei bewegtem Bild - Ausschnitt
40 MP Aufnahme bei bewegtem Bild – Ausschnitt

 

Ich sah ein Beispiel mit einer Rolltreppe. In diesem Fall störte die ‚Verpixelung‘ nicht gross. Jedoch ein bewegtes Fahrzeug, Flugzeug, bewegte Menschen oder Landschaft bei stürmischem Wind fallen als 40 MP Motive definitiv weg. Im Fotostudio sollte man nicht mal daran denken diesen Modus für ein Portrait Shooting einzuschalten.

Sachaufnahmen, Architektur, Makroaufnahmen oder wirklich stille Landschaftsbilder (ohne Tiere etc.) sind wohl die geeignetsten Kandidaten für High Res Shots.

Fazit

Die 40 MP Funktion ist mehr als nur ein Verkaufsgag von Olympus. Die Technik scheint ausgereift und macht in den genannten Einsatzgebieten durchaus Sinn. Als Ersatz oder Konkurrent von Nikon D810 oder Canon EOS 5DS darf man die E-M5 Mark II jedoch nicht bezeichnen. Wer eine leistungsstarke Systemkamera sucht und ab und zu mal mit Megapixeln klotzen möchte ist mit der neusten Kamera von Olympus meiner Meinung nach bestens bedient. Die 40 MP Funktion wird bei mir wohl eher eine Nebenrolle spielen und nur bei ganz gezielten Motivaufnahmen zum Einsatz kommen.

Kaufempfehlung

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2 thoughts on “Olympus OM-D E-M5 Mark II – Die 40 Megapixel Aufnahme”

  1. Sehr interessanter Artikel und schöne Beispiele. Bin selber Besitzer des Vorgängers E-M5. Leider hat die II für mich keine wirklichen Features, die für mich ein Upgrade nötig machen. Der 40MP-Modus wäre ne nette Spielerei, gerade weil ich überwiegend Natur und Landschaft fotografiere. Das sich bewegende Objekte verschwimmen war klar. Schlimm finde ich es nicht, im Gegenteil. Es bringt sogar ein wenig Dynamik ins Bild. Wobei das dann auch wieder Geschmacksache ist, gerade wenn man etwas „einfrieren“ möchte.
    Ist der Auslösemodus zwischen 0 und 30 Sek. nur für das erste Bild oder gilt das Allgemein? Sprich, ist die Verschlusszeit auf maximal 30 Sekunden einstellbar, oder ist das komplett unabhängig davon?
    Was für mich noch ein Mehrwert darstellt ist das schwenkbare Display. Ich weiss selbst, die Büchse der Pandora. Noch nie habe ich so viele Diskussionen darüber verfolgen können, aber gerade im Hochformat und auf Bodennähe war das Klappdisplay eher suboptimal. Aber ich versteh die meisten Anderen, die lieber kein Schwenkdisplay gehabt hätten, es war schon auch sehr unauffällig und schnell zu bedienen/einzustellen.
    Das die II jetzt noch wetterfester ist, als die I macht für mich auch den Bock nicht fett. Viele schwören ja darauf. Meine hat auf jedenfall mal die Lofoten überlebt und war in den Alpen bei -20°C auch mehr oder weniger komplett mit einer Schicht Eis vom Nebel bedeckt. Funktioniert hat sie immer, wenn auch bei dem genannten Beispiele die Akkus nicht mehr die volle Auslöseanzahl erreicht haben.
    Mein Geld investier ich lieber in das kommende 7-14mm 2.8 und evtl. noch das 8mm 1.7 für Sternchen 🙂 2016 dann mal schauen, was die E-M1-II dann so bieten wird. Wie gesagt, interessanter Bericht.

    Grüße Flo

    1. Hallo Flo
      Hast übrigens ein super Portfolio auf Deiner Webseite!
      Also die 0-30 Sek. sind für die erste Aufnahme. Danach werden die Bilder in Abhängigkeit der gewählten Belichtungszeit rasch möglichst hintereinender geschossen. Cool, das geht auch mit Blitz im Studio. Zieh Dir mal das Video rein: https://youtu.be/FlGffGBz8uQ?list=LLaVUxjPZfkUKqqZBdX-XBhg ab 3:30 macht Tony Northrup einen Studiovergleich mit der Nikon D810. Und man glaubt es nicht, die Mark II ist gut im Rennen. Aber wie erwähnt, die Nachteile von High Res bei Landschaft sind sehr gross.
      Ich muss Dir schon Recht geben. Wer eine Mark I hat benötigt die Mark II nicht. Ist genau so bei der Nikon D800 und D810.
      Schaute eigentlich nach einem Occ. OM-D E-M5 Body. Wurde aber jeweils überboten in der Auktion. Als ich dann die Mark II sah, wechselte ich die Strategie.
      Hmm, 7-14mm bei 2.8 tönt sehr spannend. 🙂 Meinst Du der Oly 16MP Sensor geht für Sterne? Würde nämlich gerne mal die Milchstrasse ablichten. Aber bin da noch etwas skeptisch. Gib doch Bescheid wenn Du in die Richtung mal was gemacht hast.
      Weiterhin „gut Licht“

      Grüsse Heinz

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