Gestern Abend schaute ich kurz beim Flughafen Zürich-Kloten vorbei. Ist ja nur 10 Min. von Zuhause entfernt. Obwohl es schon 22 Uhr war, starteten und landeten die Maschinen im Minutentakt. Nach jeder Landung zog, mit etwas Verzögerung, ein Gestank von verbranntem Gummi vorbei.

Dabei durfte ich mal wieder feststellen, dass ich einfach nicht kältetauglich bin. Trotz Handschuhe und Kappe frohr ich mir ‚einen‘ ab. Eine gute Gelegenheit um mich mit der neuen Olympus OM-D E-M5 Mark II weiter anzufreunden. Denn eine Kamera soll man auch in der Dunkelheit und Kälte gut bedienen können.

Standort

In Rümlang gibt es einen tollen Aussichtspunkt wo man das Treiben am Flughafen Zürich-Kloten gut beobachten kann. Natürlich ist die Sicht durch einen etwa 3 Meter hohen Zaun erschwert. Es gibt jedoch zwei extra installierte Löcher in etwa 1.6 Meter Höhe, wo man sein Objektiv hindurch stecken kann. An den Wochenenden wird die Chance, sich ein freies Guckloch zu ergattern, eher klein sein. Nachts um 22 Uhr gibt es jedoch kaum Mitstreiter.

Aufnahme Konfiguration

Das wichtigste Equipment für Nachtfotografie ist natürlich das Fotostativ. Da es an dieser Ecke in Rümlang sehr windig sein kann, sollte das Stativ so schwer wie möglich sein. Mein Benro A250F ist für Wanderungen zwar praktisch, aber eben sehr leicht und etwas wackelig. Darum nahm ich das schwerere Manfrotto 190DB mit.

Die Kamera stellte ich auf Zeitautomatik (A/Aperture), ISO manuell auf ISO 100, Bildstabilisator auf AUS, die Aufnahmeauslösung auf 2 Sek. Verzögerung und das war es dann schon. So lange noch kein RAW Konverter von Adobe zur Verfügung steht, nehme ich die Bilder kombiniert als JPG und RAW auf. Folgende Bilder entwickelte ich nur aus den JPG Aufnahmen. Bei der RAW Entwicklung kann man einiges mehr an Bilddynamik heraus holen.

Die erste Aufnahme

ISO 100, 328mm, f/5.8, 1.5 Sek. Belichtungszeit – Objektiv M.ZUIKO 75-300mm

Einzelaufnahme, Entwickelt aus JPG und bearbeitet mit Adobe Lightroom 5.7 und Photoshop CC

Flughafen Zürich Kloten - by Night
Swiss Maschine am Fingerdock, kurz bevor sie zur Startpiste rollt

 

Die zweite Aufnahme

ISO 100, 328mm, f /5.8, 1/3 Sek. und 3 Sek. Belichtungszeit – Objektiv M.ZUIKO 75-300mm, Aufnahmedistanz vom Zaun zum Dock E knapp 1 Kilometer

Zusammengesetzt aus zwei Einzelbildern, Entwickelt aus JPG, HDR mit LR/Enfuse, bearbeitet mit Adobe Lightroom 5.7 und Photoshop CC

Flughafen Zürich Kloten - by Night
Dock E / Midfield

 

Die dritte Aufnahme

ISO 100, 80mm, f/3.5, 1/20 Sek. und 0,5 Sek., Objektiv M.ZUIKO 12-40mm

Zusammengesetzt aus zwei Einzelbildern, Entwickelt aus JPG, HDR mit LR/Enfuse, bearbeitet mit Adobe Lightroom 5.7 und Photoshop CC

Flughafen Zürich Kloten - by Night
HDR Aufnahme, zusammengebaut aus zwei Einzelbildern und HDR PlugIn LR/Enfuse

 

 

HDR direkt aus der Kamera

ISO 200, 80mm, f/3.5, 0.7 Sek., HDR Modus, Objektiv M.ZUIKO 12-40mm

JPG Einzelaufnahme, bearbeitet mit Adobe Lightroom 5.7 und Photoshop CC

Wer sich wenig mit Bildberabeitung beschäftigen möchte kann die Olympus integrierte HDR Funktion verwenden. Die Kamera schiesst dann mehrere Bilder mit unterschiedlicher Belichtung und rechnet das Bild gleich in der Kamera zu einem einzigen Bild zusammen. Bei der 100% Ansicht scheint mir die HDR Aufnahme jedoch unschärfer als meine einzelnen Aufnahmen. In der Verkleinerung auf 1600 Pixel wirkt sich das jedoch nicht so stark aus. Zudem habe ich nur wenige Testaufnahmen geschossen. Evt. war es auch wegen einem Kamera verwackler.

Aufgenommen mit HDR Funktion der OM-D E-M5 Mark II
Aufgenommen mit HDR Funktion der OM-D E-M5 Mark II

 

100% Ausschnitt

Hier noch ein 1:1 Ausschnitt von der oben gezeigten, zweiten Aufnahme. Bei ’nur‘ gut 300mm Brennweite sieht man schon überraschen genau Details bei einem Kilometer Distanz. Wer will da noch mit Drohnen seinen Nachbarn ausspionieren? 🙂 Nikon bietet seit kurzem eine Taschenkamera mit 2000mm Brennweite an. Da könnte man nochmals ein ganzes Stückchen näher ran zoomen. 🙂

100% Cross Beispiel bei etwas über 300mm Brennweite
100% Cross Beispiel bei etwas über 300mm Brennweite

 

Fazit

Nachtfotografie macht grossen Spass und eine Systemkamera kann durchaus mit einer Vollformat DSLR Spiegelreflex Kamera mithalten.

Die Bedienung der neuen Mark II klappte trotz Dunkelheit und Kälte ganz gut. Mit kalten Fingern im Menü herum zu navigieren war eine Herausforderung. Besser man legt sich die wichtigsten Bedienfunktionen auf die Fn Tasten. Denn die Navigationstasten für das Menü sind schon sehr klein. Der Objektivwechsel klappte einwandfrei. Bei Kälte muss man mit einem höheren Stromverbrauch resp. mit kürzerer Batteriebetriebsdauer rechnen. Also genügend Akkus mitnehmen.

Es wird bestimmt nicht die letzte Tour bleiben wo ich mich auf die Jagd nach Nachtmotiven mache…

6 thoughts on “Flughafen Zürich – Nachtaufnahmen”

  1. Beindruckende Aufnahmen. Bezüglich der Menuesteuerung wenn es kalt ist: wäre das Smart phone mit der App Olympus Image Share eine Option für die Bedienung der Kamera bei Nachtaufnahmen?
    Grüsse Christian (noch) kein User einer Systemkamera

    1. Hallo Christian, ja in beschränktem Masse wäre das hilfreich. Aber die Bedienungsmöglichkeiten sind massiv eingeschränkt. Die App bietet nur wenige Einstellmöglichkeiten. Aber muss ich mal ausprobieren. Vielleicht kann ich gleich im Auto sitzen bleiben und die Kamera per WiFi bedienen 🙂 Mal schauen wie weit das reicht.
      LG Heinz

  2. Interessanter Bericht mit sehr schönen Aufnahmen. Eine Frage: Weshalb ISO 100? Die native Einstellung wäre ISO 200, das soll (laut Reinhard Wagner, Olympus-Spezialist) die beste Bildqualität liefern.

    Gruss, Ueli

    1. Hallo Ueli
      Danke für Deine Frage. Die ISO 100 kommen wohl aus meiner DSLR ‚Zeit‘. Um so tiefer um so besser.
      Ich habe nun eine geschlagene Stunde zum Thema gegoogelt. Hmmm, werde mir das in nächster Zeit etwas genauer anschauen müssen. Ich denke einen riesengrossen Unterschied wird man nicht sehen. Aber so wie ich verstanden habe, gibt ISO 200 einen grösseren Dynamik Umfang her, resp. bei ISO 100 wird ein wenig getrickst womit sich der Dynamikumfang etwas reduziert. Beim Rauschen hingegen holt man bei ISO 100 nicht sichtbar was raus. Somit muss ich mir tatsächlich überlegen, ab jetzt grundsätzlich mit ISO200 zu belichten und nur in Ausnahmefällen mit ISO100.
      Danke Dir für die Frage und ich werde mich bestimmt in nächster Zeit speziell darauf achten. 🙂
      Grüsse
      Heinz

  3. Hi Heinz
    Danke für den guten Artikel. Lass‘ mal schnell noch die Suchfunktion drüber und suche nach ‚gesch‘ um den… ärgerlichen Tippfehler zu finden.

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